Wie ein Ort sein Gesicht veränderte …
Das muss damals am 10. Juli 1880 ein Freudenjubel gewesen sein, als mit laut bimmelndem Glockensignal der erste Dampfzug in Ruhla eintraf und somit die Orte des Erbstromtals an das Thüringer Schienennetz angeschlossen waren. Seit 1855 hatten die Einwohner, voran die Gewerbetreibenden der Orte Ruhla, Thal und Farnroda, vehement dafür gekämpft, sodass ihr Traum von einer Zweigbahn Wutha – Ruhla nach 25 Jahren in Erfüllung gehen sollte.
Fortan entwickelte sich die „Rühler Bimmel“, wie sie liebevoll genannt wurde, zu einer wirtschaftlich nützlichen Verkehrsader im Reise-, Berufs-, sowie Güterverkehr. Durch die topografische Lage im engen Gebirgstal kam für die Bergstadt allerdings nur ein Haltepunkt am unteren Ortseingang in Frage, wo auch das Bahnhofsgebäude errichtet wurde – ein Bau mit reich verziertem Sichtfachwerk und angebautem Güterlager. Die Fahrgäste konnten sich im Inneren unterstellen, Fahrkarten am Schalter kaufen, Auskünfte beim diensthabenden Personal einholen oder in der integrierten Bahnhof-Wirtschaft einkehren. Am Schienenbereich mit mehreren Weichen und Nebengleisen, die zum Rangieren nötig waren, befand sich außerdem ein Lokschuppen zur Wartung der Schienenfahrzeuge.
87 Jahre später musste sich die Bevölkerung des Erbstromtals wehmütig von ihrer liebgewonnenen Eisenbahn verabschieden. Die „Rühler Bimmel“ als Nebenbahnstrecke, die inzwischen der Deutschen Reichsbahn angehörte, wurde wegen Uneffektivität wegrationalisiert. Die Beförderungsdienste bekam ab 1967 der VEB Kraftverkehr übertragen, der zunächst auch das Ruhlaer Bahnhofsgelände mit den Gebäuden übernahm und dort mehrere Buszusteige anlegte.
Nach 1990, mit dem Einbruch des Arbeiterverkehrs, bedingt durch die Liquidation des Uhrenwerkes, hatte auch der Busbahnhof ausgedient. Das einst so schmucke Bahnhofsgebäude stand nun mehrere Jahre leer. Zur Rettung dieses geschichtsträchtigen Hauses wäre höherer Investitionsbedarf nötig gewesen. Trotz vorhandener Interessenten entschloss sich die Stadt Ruhla im Jahr 1997 für den Abriss. Eine Halle für einen Baumarkt entstand an gleicher Stelle, die nach kurzer Zeit die Firma Elektroanlagen GmbH Klaus Weiss übernahm.
Den vollständigen Beitrag mit vielen historischen Bildern finden Sie auf mehreren Seiten im farbigen Innenteil der Ruhlaer Zeitung Nr. 16/2025.
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