Frauentag – kein Stück vom Kuchen, die ganze Bäckerei !

„Wir wollen nicht ein Stück Kuchen, wir wollen die ganze Bäckerei!“

Man könnte dies für ein Komikerstück halten. Aber nein, es ist im Grunde die jahrzehntelange Forderung der Frauen, weltweit, die so oder so ähnlich seit mehr als 100 Jahren immer an diesem Tag reklamiert wird. Es ist Weltfrauentag! „Ist diese Forderung denn heute immer noch aktuell?“, bemerkt eine Freundin. Frauenwahlrecht und Gleichberechtigung, die Hauptforderungen der proletarischen Frauenbewegung, sind doch längst schon erfüllt. Da könnte man doch meinen, dass schon sehr viel erreicht ist. Nackte Zahlen jedoch belegen, wie groß die Unterschiede bei der Chancengleichheit noch immer sind. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, prekäre Arbeitsverhältnisse, Aufstiegschancen, genügend Kindergartenplätze sowie Frauen in Führungspositionen. Und, und, und! Alles Fehlanzeige?

Das Thema Gleichberechtigung wird sehr schnell emotional geführt. Wir sind gleichberechtigter, als die Generationen vor uns, keine Frage. Vom Kindergarten über die Schule bis hin zum Studium kann man das noch ganz gut nachvollziehen und glauben. Doch spätestens mit dem Eintritt ins Berufsleben oder wenn Kinder kommen, ändert sich diese vermeintliche Gleichberechtigung allermeistens für Frauen auch noch heute erheblich. Aus gut ausgebildeten Fachfrauen werden nicht selten „Teilzeit-Dazuverdienerinnen“ mit Kind und Haushalt. Ihre Karriere gerät auf den unteren bzw. mittleren Positionen zum Stillstand. Hinzu kommen die noch immer vorherrschenden Rollenklischees der weiblichen und männlichen Berufe.

Zugegeben, in der westlichen Welt ist ein zarter Wandel festzustellen. Die männliche Dominanz gerät in einigen Bereichen ins Wanken oder wird gar in Frage gestellt. Einige Männer haben sich auf den Weg gemacht und suchen nach einer neuen Rolle und nach neuen Vorbildern. Männer mit Kinderwagen und Frauen in der Chef-Etage. Einiges wurde erreicht und gesetzlich geregelt bei uns. In zu vielen Ländern der Welt werden jedoch elementarste Grundrechte der Frauen noch immer mit Füßen getreten.

Doch auch in der westlichen Welt liegt noch einiges im Argen mit der Tendenz, sich alten Mustern wieder anzunähern. Wussten Sie, meine Herren, dass es seit dem 19. November 1999, den etwas kurios anmutenden Internationalen Männertag gibt? Warum dieser gerade in Trinidad und Tobago ins Leben gerufen wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.

Begangen wird der Frauentag weltweit sehr unterschiedlich. Von Demos und Protesten bis hin zu Feiern mit Blumen und Geschenken ist alles vertreten. Was sich Frauen dauerhaft wünschen, sind nach wie vor mehr Gerechtigkeit, Chancen und Fairness auf dem Arbeitsmarkt und bei der gesellschaftlichen Teilhabe. Warme freundliche Worte an einem Tag im Jahr reichen da nicht mehr aus.

Und solange sich Männer nicht große Teile der bisher weiblich dominierten Gesellschaftsbereiche erobert haben und uns Frauen nicht wenigstens die Hälfte der Entscheidungen in der Wirtschaft überlassen werden, feiern wir den Weltfrauentag und machen auf diese Ungleichbehandlung aufmerksam. Sehr gerne auch mit Kaffee, Kuchen, Blumen und kleinen Aufmerksamkeiten, über die wir uns natürlich freuen, meine Herren, doch unser Kampf um gleiche Chancen und Teilhabe geht laut und beharrlich weiter! Dabei bleiben wir unserem Prinzip „Steter Tropfen höhlt den Stein“ treu!

Wussten sie übrigens, dass es in einem der ärmsten Länder der Welt, in Ruanda, mehr weibliche als männliche Abgeordnete gibt?

Text: Carola Wiegand | Bild: freepik

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