Eine zirka drei Meter lange rostige Eisenbahnschiene, befestigt auf einigen ebenfalls stark verrosteten Stahlschwellen, wurde beim Entfernen der alten Straßendecke freigelegt und aus dem Schotterbett gezogen.
Aufmerksamen Spaziergängern und Inspekteuren der aktuellen Straßenbaustelle in Thal zwischen Post und B88 wird es nicht entgangen sein, was Bauarbeiter da beim Entfernen der alten Straßendecke freigelegt und aus dem Schotterbett gezogen haben: eine zirka drei Meter lange rostige Eisenbahnschiene, befestigt auf einigen ebenfalls stark verrosteten Stahlschwellen. Sie ist ein knapp 60 Jahre verborgen gebliebenes Überbleibsel der Ruhlaer Eisenbahn, die im Volksmund liebevoll die „Rühler Bimmel“ genannt wurde.
Der zweite Teil der vermutlich schon vor längerer Zeit durchgebrochenen Schiene befindet sich noch im Boden und verschwindet unter der noch nicht entfernten Straßendecke im Kreuzungsbereich. An ihr kann man die Lage des Hauptgleises des ehemaligen Bahnhofes Thal erkennen. Es verlief hier entgegen den Vermutungen doch recht nah an der Straßenmitte und nicht im Bereich des heutigen Fuß- und Radweges.
Die zweite Schiene des Gleisstückes scheint nicht mehr vorhanden zu sein. Vermutlich wurde sie entweder beim Bau des Fuß- und Radweges entfernt, weil sie beim Setzen der Bordsteinkanten im Weg war, oder sie wurde schon beim Rückbau der „Rühler Bimmel“ im Jahre 1967 einer Wiederverwertung zugeführt. Warum die anderen Teile des Gleisstückes im Boden verblieben, darüber lässt sich auch nur spekulieren. Vielleicht war der Aufwand zum Entfernen einfach zu groß. Oder im Bereich dieser wichtigen Straßenkreuzung hätte es zu viel Verkehrsbehinderung verursacht.
Der Zwischenbahnhof Thal bei Kilometer 4,8 der Strecke, dessen Hauptgebäude heute noch gut erhalten ist, bestand aus dem Hauptgleis mit einem 75 m langen Bahnsteig für den Personenverkehr und zwei Nebengleisen für den Güter- und Gepäckverkehr. Wenn Personenzüge am Bahnhof hielten, dann war je nach Anzahl der Wagen meist der gesamte Kreuzungsbereich in Richtung Thal für die Dauer des Haltes versperrt.
Dokumente des Archivs der Stadt Ruhla lassen vermuten, dass nach 30 Jahren Betrieb der „Rühler Bimmel“ am Bahnhof Thal um 1910 herum Erweiterungs- oder Erneuerungsarbeiten stattgefunden haben. Auch mussten die Schienen und Schwellen wegen der immer schwerer werdenden Lokomotiven gegen bessere ausgetauscht werden. Ob die freigelegte Schiene auch aus dieser Zeit stammt, ließe sich nur anhand eines sogenannten Walzzeichens auf dem Schienensteg herausfinden. Eine dicke Rostschicht und angebackener Schotterboden erschweren aber die Untersuchung. Es bleibt spannend, ob die Bauarbeiten noch mehr Relikte ans Licht bringen.
Wenn Sie mehr über die „Rühler Bimmel“ erfahren möchten, dann kann ich Ihnen das Buch von Rockstuhl, Harald: „Die Geschichte der Ruhlaer Eisenbahn, ‚Rühler Bimmel‘ 1880 – 1967“; Verlag Rockstuhl, ISBN 3-929000-62-8 oder meine Internetseite www.rühlerbimmel.de empfehlen. Des Weiteren sind Zeitzeugenberichte, Fotos und Dokumente immer gerne willkommen.
Text/Fotos: Andre Geyer
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