Ruhlas Krankenhaustraum erfüllte sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg im ehemaligen Berggasthaus und Hotel „Bellevue“.

Es war am 1. August 1945 von der Stadtverwaltung für Krankenstationszwecke übernommen worden. Der erst wenige Tage amtierende antifaschistische Bürgermeister Rudi Arnold setzte den Ausbau als Krankenhaus gleich auf die Tagesordnung. Mit einem Notlager mit Seuchenstation, ausgestattet mit Strohsäcken und Wolldecken wurde begonnen. In schwer zu realisierenden Schritten erfolgten Umprofilierung und medizinische Ausstattung. Notwendige Genehmigungen mussten teilweise sogar von der sowjetischen Militäradministration in Berlin-Karlshost eingeholt werden. Das Inventar wurde zum großen Teil mit Sachspendenaktionen bei der Bevölkerung beschafft, Bettwäsche, Decken, Küchengerät, Geschirr und Essbestecke stellten die Ruhlaer zur Verfügung. Die Notwendigkeit, eine große Zahl nach Ruhla gekommener Flüchtlinge zu versorgen, beschleunigte die Bemühungen um die Einrichtung eines Hilfskrankenhauses, das bald über 70 Betten, zwei Ärzte, acht Angestellte und Arbeiter verfügte. Die Leitung hatte Dr. Gustav Orglmeister, selbst Umsiedler.

Der weitere Ausbau zu einem vollwertigen Krankenhaus hat der Stadt Ruhla erhebliche Kosten und Anstrengungen verursacht. Seine offizielle Übergabe als Stadtkrankenhaus „Berghof“ erfolgte am 12. September 1948 mit drei Stationen und 98 Betten darin, diese immer noch Holzgestelle mit Strohsäcken. Bettwäsche und Essbestecke mussten die Patienten selbst mitbringen. Die Grundausstattung reichte nur für Notfälle. Neben dem Chefarzt Dr. Arno Schulz, einem Internisten und einem Assistenzarzt waren 22 Schwestern, zwölf Stationshilfen und die notwendigen Hilfskräfte angestellt. Im Jahr 1952 erhielt das Krankenhaus zu Ehren des dort verstorbenen Bürgermeisters Rudi Arnold, dem die größten Verdienste bei der Einrichtung zuzuschreiben sind, seinen Namen.

1954 wurden Ambulanz und Labor in das Nebengebäude verlegt, die Bettenzahl auf 120 erhöht und mit der Erneuerung von Mobiliar und Arbeitsgerät begonnen. Es begann eine Periode, in der alle Operationen und Behandlungen durchgeführt werden konnten, die nicht eines Spezialisten bedurften. 1960 reduzierte man die Bettenzahl wieder auf 87.

Neben zwei leitenden Ärzten gab es noch zwei Assistenzärzte, zwei Famulanten, zwei Arzthelfer und zwei Hebammen. Nach Chefarzt Dr. Müller-Claus – 1956 bis 1960 – übernahm Chirurg H. Gesell die Leitung des Hauses, 1962 Dr. Rath die der internistischen Abteilung. 1964 wurde ein Personenaufzug angebaut. Infolge von Rationalisierungs- und Koordinierungsmaßnahmen ist 1965 das Ruhlaer Krankenhaus verwaltungsmäßig dem Kreiskrankenhaus Eisenach angeschlossen worden. Ab 1971 erfolgte die Teilumwandlung in eine Poliklinik mit sechs Arzt- und Zahnarztarbeitsplätzen, entsprechenden Laboren, 50 Betten für eine stationäre Behandlung, 15 Feierabendplätzen und 15 Betten zur Verfügung der Frauenärztin.

Seit 1984 war das Haus Ruhla eine Abteilung des Kreiskrankenhauses mit drei Ambulanzen, 44 Betten auf zwei Pflegestationen, Labor, Röntgen- und EKG-Abteilung. 1989 waren noch drei Ärzte, zwölf Schwestern und zwölf weitere Arbeitskräfte tätig.

Nach der Wende wurde das Rudi-Arnold-Krankenhaus am 1. 6. 1994 vom Landrat in die private Trägerschaft der Bad Hersfelder Krankenhausgesellschaft „Wigberthöhe“ übergeben. Eine relativ kurze Zeit wurde es noch als Altenpflegeheim genutzt, dann stand es jahrelang leider leer, ging mittlerweile in privates Eigentum über. Vom Gebäude wurde dann die obere Etage abgetragen. So präsentiert es sich nun in unschönem Anblick (Bild unten). Wirklich schade um das Objekt in einer landschaftlich herrlichen Lage.

Ärzte im Krankenhaus waren außer den genannten: Frau Dr. Graf-Nieland, Dr. Gorkow, Dr. Theilig, Frau Dr. Lange-Giesemann, Dr. Holland, Dr. Duwe, Frau Dr. Duwe, Frau Dr. Junghänel, Dr. Ebert.

Quelle: „Mi Ruhl, mi Heimat“, Band 2
Fotos: Ortschronik, aki/rz, privat

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