Noch heute erinnert die Theo-Neubauer-Straße im oberen Ortsteil von Ruhla an den deutschen Politiker des 20. Jahrhunderts.

Viele wissen gar nicht (mehr), dass er auch zwei Jahre, genauer gesagt von 1920 – 1922, in Ruhla lebte und wirkte. Was der damalige Studienrat Neubauer in dieser kurzen Zeit im kleinen Industrieort organisierte und bewegte, ist schon beachtenswert. Für diese Verdienste setzten ihm die Ruhlaer im Jahre 1965 ein Ehrenmal in Form einer Büste, gegenüber seiner einstigen Wirkungsstätte, dem heutigen Gebäude II des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Ruhla.

Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Lehrer an der Ruhlaer Realschule setzte er sich unermüdlich für das Wohl der arbeitenden Bevölkerung ein. Er leitete die KPD-Ortsgruppe und verhalf ihr zur stärksten Kraft im Gemeinderat, was Ruhla den Beinamen „Klein Moskau“ einbrachte. Auch als thüringischer Landtagsabgeordneter konnte der „Rote Doktor“, wie er von seinen Anhängern genannt wurde, Erfolge für die Arbeiterklasse durchsetzen. Die Abschaffung der Prügelstrafe an Thüringer Schulen sei als einer seiner Verdienste zu nennen, denn das Wohl der Kinder und Jugendlichen lag ihm besonders am Herzen. Zusammen mit seiner Frau Hedwig organisierte er in Ruhla Sport- und Freizeitveranstaltungen sowie Wandertage. Auch die erste Jugendweihe in Thüringen, die am 25. April 1921 in Kittelsthal zelebriert wurde, initiierte der Pädagoge zusammen mit seinem Wegbegleiter August Oberländer. Auch bei der Einweihung des Denkmals für die 15 ermordeten Thaler Einwohner durch reaktionäre Marburger Studenten während des März-Putsches 1920 hielt er am 1. Mai 1921 die Mahnrede.

Durch sein unerschrockenes, kühnes Auftreten im Interesse der Arbeiterschaft, zog er den glühenden Hass der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft auf sich. Daraus resultierte 1921 ein durch die wohlhabende Oberschicht organisierter Schulstreik gegen den Lehrer Neubauer […] mit der Machtergreifung der NSDAP ab 1933 begann seine Zeit als erbitterter Widerstandskämpfer und Antifaschist. Er wurde verfolgt, mehrmals verhaftet und schließlich am 5. Februar 1945 hingerichtet.

In Bezug auf den 80. Todestag organisierte der Verein Arche Nova Ruhla e.V. am Freitagabend, dem 21. Februar 2025 eine kleine Gedenkveranstaltung im Ruhlaer Orts- und Tabakpfeifenmuseum. Eine Repräsentation, dargestellt von Ingrid Krettek und Karina Kahlert, zeigte die wichtigsten Stationen im Leben des politisch und gesellschaftlich engagierten Menschen. Unter den ca. 20 Interessenten waren auch Vertreter weiterer Wirkungsorte Neubauers anwesend. So berichtete der „Neubauer-Beauftragte“ von Bad Tabarz, dass nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 die Erinnerungskultur einen herben Einschnitt bekam. Persönlichkeiten wie Theodor Neubauer oder Magnus Poser, die wegen ihrem selbstlosen Einsatz gegen das Hitler-Regime ihr Leben opferten und zu DDR-Zeiten dafür ihre Würdigung erhielten, schlichtweg entehrt wurden! Genau wie in Ruhla bekam auch die „Dr. Theodor-Neubauer-Schule“ in Bad Tabarz einen neuen anderen Namen. Lobenswert sei allerdings, dass der Theodor-Neubauer-Platz, direkt neben dem Bad Tabarzer Rathaus bestehen blieb und attraktiv gestaltet wurde. Hier finden auch die jährlichen Zeremonien am dortigen Neubauer-Grabmal statt. Zudem befinden sich eine Hinweistafel und ein Stolperstein am letzten Wohnsitz in Bad Tabarz.

Text: tk

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