Da es in unserem Verein, der Hörselberggemeinde e.V., mit dem Wandern aufgrund des Alters unserer Mitglieder immer schwieriger wird, wenden wir uns mehr der Kultur und der Geschichte zu.

So wurde am Samstag, dem 8. Juli 2023, eine Besichtigung des Schlossparks Reinhardsbrunn organisiert.

Um 15:00 Uhr erschien vor dem Eingang des Kavalierhauses in Reinhardsbrunn ein Mann in mittelalterlicher Kleidung, der zum Förderverein „Park & Schloss Reinhardsbrunn e.V.“ gehörte und uns freundlich begrüßte. Zu allererst schloss er aber das große eiserne Tor auf, damit wir Zutritt zum Parkgelände hatten. Dort begann für uns alle eine sehr interessante und aufschlussreiche Führung.

Dieser Park ist der erste Landschaftspark Thüringens mit einer romantischen Prägung und weist eine fast tausendjährige Geschichte auf. In Reinhardsbrunn befand sich einst das Hauskloster der Thüringer Landgrafen. Auf dessen Ruine wurde 1827 das Schloss errichtet, deshalb gilt der Landkreis Gotha als Geburtsort Thüringens. Das Jagdschloss des Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha ist auch eng verbunden mit dem englischen Königshaus.​

Leider ist ein Zugang zu den Gebäuden nicht möglich. Diese sind gesichert und werden nach und nach wieder rekonstruiert. An der ehemaligen Kirche haben die Bauarbeiten bereits begonnen.

Die Gebäude haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Nicht nur, dass dies ein heiliger Ort des deutschen Mittelalters war, zu DDR-Zeiten dann ein nobles Devisenhotel mit Intershop gewesen ist und dann aber ein trauriges Treuhandkapitel erfahren hat. Park und Schloss wurden verhökert. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde von den neuen Besitzern verkauft und ist für Thüringen unwiederbringlich verloren. Nach einem langen Hin und Her konnte das Land Thüringen die Besitzer enteignen, sodass die Gebäude einst wieder in altem Glanz erstrahlen können.

Der Park mit seinem alten Baumbestand aus einheimischen, nordamerikanischen, asiatischen und südeuropäischen Baumarten ist sehenswert. So gibt es eine uralte Hochzeitseiche, die mit ihren dicken, weit ausladenden Ästen unbedingt zum Fotografieren inspiriert. Die Gebäude fügen sich märchenhaft in diesen Landschaftspark ein und man kommt ins Träumen. Im Jahre 1988 wurde hier sogar der Märchenfilm „Rapunzel oder der Zauber der Tränen“ von der DEFA gedreht. Auch einen romantischen Rosengarten hatte es am Schloss gegeben. Vielleicht wird auch dieser einmal wieder in seiner Ursprünglichkeit erstrahlen. Jedenfalls waren wir alle begeistert von diesem Ensemble! Wir sind froh, dass Park und Schloss wieder in die richtigen Hände gekommen sind und danken dem Förderverein für diese wissenswerte Führung. Wir können diesen Rundgang nur empfehlen!

Text | Fotos: Hannelore Saalfeld

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