Es gibt Termine, die sollte man sich am 1. Januar mit rotem Stift im Kalender eintragen! Der Muttertag gehört dazu. Definitiv!
Der Gedanke, die Mütter zu ehren, geht auf die Amerikanerin Anne Marie Jarvis zurück, die bereits 1914 den Muttertag als Feiertag in den USA durchsetzen konnte.
„Ehret die Mütter“, mit diesem „Schlachtruf“ läutete 1922 der Verband der Blumengeschäftsinhaber in Deutschland eine riesige Kampagne ein, um den Umsatz seiner Mitglieder gigantisch anzukurbeln. Nicht die Ehre der Mütter war das Motiv, sondern die Verlockungen des „schnöden Mammon“. So nüchtern und so wahr ist dieser Beginn festzuhalten.
Für viele ist der Muttertag heute eine schöne Tradition, an dem die Mutter mit Blumen und kleinen oder großen Aufmerksamkeiten bedacht wird. Für andere ist es ein Familientag, an dem ganz bewusst Gemeinsames zelebriert und unternommen wird. Und es gibt eine Gruppe, die diesen Tag und das gefeierte Bild der Mutter als verstaubt-konservativ ablehnen. Jean Jaques Glumé behauptet gar: „Muttertag ist das Totensonntags-Manöver am lebenden Objekt“. Der Muttertag wird weltweit gefeiert, doch überall etwas anders. In Serbien z.B. schleichen sich Kinder lustigerweise frühmorgens ins Schlafzimmer der Eltern, um die Füße der Mutter zusammenzubinden. Erst wenn diese sich mit Süßigkeiten freigekauft hat, werden die Fußfesseln wieder gelöst.
Vorwiegend im Osten wurde der Muttertag häufig in der Nähe des Nationalsozialismus verortet, der diesen Tag zum Feiertag erklärte und ihm mit Mutterkreuz und Mütterweihe eine gruselig-beklemmende Bedeutung verlieh. In der BRD wurde der Muttertag beibehalten, jedoch nicht als gesetzlicher Feiertag. Insofern galt er offiziell nicht als Relikt der Nazis. Dennoch mit einem klaren, eindeutigen Frauenbild: Mutter, Hausfrau und untadelige Stütze des Ehemanns.
Schon bald, nach Kriegsende bildete sich ein ungleiches Selbstverständnis der Frauen in Ost und West heraus, welches sich in den neuen „Frauen-Feiertagen“ widerspiegelte.
In der DDR wurde der Muttertag abgeschafft und durch den Internationalen Frauentag am 8. März ersetzt. Dies sollte eine deutliche Abkehr vom traditionellen Frauenbild signalisieren. Der Internationale Frauentag hatte seinen Ursprung in der proletarischen Arbeiterbewegung von Clara Zetkin und fühlte sich in erster Linie der Gleichberechtigung der Frauen und dem Frieden verpflichtet.
Heute ist es nicht ganz gewiss, für welches Frauenbild der Muttertag noch steht und ob er überhaupt noch zeitgemäß ist. Das moderne Frauen- und Mutterbild ist sehr differenziert. Vieles wurde erreicht, doch vieles liegt noch im Argen. Und leider stelle ich gelegentlich Tendenzen fest, sich den alten Mustern wieder anzunähern. Das Thema „Ungleichverteilung“ in der Gesellschaft betrifft auch heute noch zahlreiche Frauen, wenngleich alles oft in einem modernen Entwurf daherkommt.
Viele Frauen und Männer haben sich von veralteten Rollenbildern bereits verabschiedet. Frauen und Mütter möchten nicht nur für ihre „alte Rolle“ gefeiert und geehrt, sondern für viele andere Leistungen in ihrem Leben ebenso wertgeschätzt werden. Ja, Mütter freuen sich über Blumen, aber noch viel mehr über Unterstützung für eine gerechtere Gesellschaft.
Einige plädieren gar für die Abschaffung von Mutter- und Vatertag und wünschen sich einen Elterntag, der die Arbeit und Fürsorge beider Elternteile gleichermaßen würdigt. Solange der Muttertag noch begangen wird, liebe Männer groß und klein, sollten sie keinesfalls versäumen, ihre große Wertschätzung der Mutter gegenüber kundzutun. Sie haben noch einige Tage Zeit, um zu üben, damit am Sonntag nichts schief geht!
Mit welchem Geschenk auch immer.
Allen einen schönen Muttertag!
Carola Wiegand
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