Von Baustellen an Straßen und in der Gesellschaft
Sehr geehrte Bürger,
in der letzten Woche ist in sozialen Medien das Thema Baustelle an der Kreuzung Wintersteiner Straße / Otto-Böttinger-Straße in Ruhla kontrovers diskutiert worden. In der Sache ging es darum, warum nach Bekanntgabe der Verzögerung des Baubeginns vom 1. auf den 7. August, nicht auch die Umleitung der Busse um sieben Tage verschoben wurde. Nachfolgend möchte ich dazu wie folgt Stellung nehmen.
Baustellen an Straßen
Die Baustelle Kreuzung Wintersteiner Straße / Otto-Böttinger-Straße ist ein anschauliches Beispiel, wie schwierig der Straßenbau in unserem Land geworden ist. Bauherr ist der Trink- und AbwasserVerband Eisenach-Erbstromtal, Bauauftragnehmer ist die Baufirma Formella Bau. Eigentlich war die Fertigstellung der im letzten Jahr begonnenen Baumaßnahme auch im letzten Jahr vorgesehen. Daraus wurde aus Materialbeschaffungs- und Kapazitätsgründen leider nichts. So wurde die Maßnahme in dieses Jahr verschoben und sollte vom 01.08.2023 bis 30.09.2023 stattfinden. Die verkehrsrechtliche Anordnung für Bus- und Fahrzeugverkehr wurde entsprechend vom Straßenverkehrsamt des Wartburgkreises am 06.07.2023 (27. Kalenderwoche – KW) erstellt. In der 28. KW und 29. KW wurde der ursprüngliche Baubeginn und die Verkehrsführung in der Ruhlaer Zeitung veröffentlicht. Am 10.07.2023 erfolgte die Veröffentlichung auf unserer Homepage.
Leider gab es weitere Verzögerungen. Am 27.07.2023 wurde das Ordnungsamt von der Baufirma Formella Bau informiert, dass die Baumaßnahme nicht wie geplant am 01.08.2023 beginnt. Ein genauer Baubeginn konnte zu dieser Zeit noch nicht genannt werden. Weitere Maßnahmen wurden noch nicht unternommen, da kein genauer Baubeginn feststand.
Am 28.07.2023 erhielt das Ordnungsamt die Information von der Baufirma, dass die Baumaßnahme erst am 07.08.2023 beginnt. Die Baufirma informierte das Verkehrsunternehmen Wartburgmobil über die Verschiebung des Baubeginns. Das Verkehrsunternehmen Wartburgmobil entschied, die Verkehrsführung für den Busverkehr nicht mehr zu ändern. Wie geplant wurde der Liesenberg ab 01.08.2023 nicht mehr angefahren. Eine Änderung der Verkehrsführung wäre zu diesem Zeitpunkt zu kurzfristig, zu aufwändig und für die Bürger zu irritierend gewesen. Unter diesen Umständen und in Abwägung dieser Informationen zur Änderung der verkehrsrechtlichen Anordnung, habe ich von einem Einspruch beim Busunternehmen abgesehen, da das nicht zum Erfolg geführt hätte.
Eine Information im Bekanntmachungsorgan der Stadt Ruhla, war zu dieser Zeit nicht möglich, da die Ruhlaer Zeitung vom 24.07.2023 (30. KW) bis 04.08.2023 (31. KW) Betriebsferien hatte. So wurde am 31.07.2023 die Verschiebung des Baubeginns den Mitarbeitern des Rathauses mitgeteilt und die Öffentlichkeit mit Hinweis auf der Homepage der Stadt Ruhla informiert und der Beitrag in den sozialen Medien geteilt. Ebenfalls wurden alle Eltern der Kindertageseinrichtung Ruhla informiert.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Stadtverwaltung und auch der Bürgermeister bei Straßenbaumaßnahmen von Dritten nur die Rolle als Empfänger und Überbringer der Nachrichten an die Bevölkerung hat.
Baustellen in der Gesellschaft
Sicher hat die Verzögerung des Baubeginns und das Aussetzen des Busbetriebes Auswirkungen auf die betroffene Bevölkerung. Verständlich sind dabei auch der Ärger und die Kritik in der Sache. Erschwert doch die Verkehrssituation mit Zuwegung über die Käthe-Kollwitz-Straße im Ampelverkehr die Mobilität für alle Einwohner auf dem Liesenberg sehr. Bei den telefonischen Nachfragen einiger weniger im Ordnungsamt wurde die Sachlage erklärt. Aber in den sozialen Medien offenbaren sowohl die Ansprache an den Überbringer der Nachricht anstatt an die Verursacher, als auch der Ton der Wortführer der Beschwerde und die sich nachfolgende Kaskade an Kommentaren die allgemeinen Baustellen in der Gesellschaft. Da gibt es einerseits Anspruchsdenken und Erwartungshaltungen gegenüber Stadtverwaltung und Bürgermeister, die nicht erfüllbar sind. Da treten andererseits Leute in die Diskussion und bringen Kritikpunkte hervor, die überhaupt nicht zum Thema gehören. Falsch verstandener Sarkasmus, Ironie oder Satire heizen die Diskussion eher noch an. Die Probleme zu benennen ist gut, die Meinungen dazu auszutauschen auch. Vermeintlich Recht zu haben und tatsächlich im Recht zu sein liegen manchmal auch sehr scharf nebeneinander. Wichtiger noch aber wäre, zu versuchen den anderen zu verstehen, vielleicht auch seine Perspektive einzunehmen und daraus zu lernen. Die wichtigste Baustelle aber wäre, gemeinsam Lösungen zu suchen.
Appell zur Nachbarschaftshilfe
Für das Thema der Mobilität am Liesenberg greife ich hier die auch im oben genannten Forum angesprochene Idee der Nachbarschaftshilfe auf. Erstaunlicherweise hatte hier die Beschwerdeführerin selbst das für sich schon erkannt und nimmt die Hilfe für ihre Nachbarn auch wahr. So unterstütze ich hier den Appell, sich in der Nachbarschaft zu helfen und sich bei Fahrten zu Einkäufen oder Arztbesuchen gegenseitig zu unterstützen. So kann die Zeit der Baustelle an der Kreuzung Wintersteiner Straße / Otto-Böttinger-Straße eine Zeit der Nachbarschaftshilfe werden.
Mit Wünschen für eine schöne Zeit verbleibe ich
Ihr Bürgermeister Dr. Gerald Slotosch
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