Wer hat Mut zu einer „Neuauflage“?

Im April fand eine Veranstaltung der Arche Nova Ruhla e. V. im Ruhlaer Orts- und Tabakpfeifenmuseum eine große Resonanz bei den zahlreich erschienenen Gästen. Christina Görner und Roland Quent übergaben dem Museum das künstlerisch gestaltete und mit exzellenter Schrift verfasste Tagebuch ihrer Großmutter Elisabeth Thiel über eine fünftägige Schulwanderung in den Thüringer Wald im Sommer 1912. Das ist eine wichtige Ergänzung des Themas „Schule in der Ruhlaer Stadtgeschichte“. Dafür nochmals herzlichen Dank!

Manche „Rühler“ haben solche oder ähnliche Tagebücher ihrer Vorfahren als persönliche Schätze noch zu Hause. Manche können diese noch lesen, andere nicht, denn die Tagebücher sind in alter Schrift verfasst. Das Tagebuch von Elisabeth Thiel wurde von einem Mitglied des Vereins Arche Nova Ruhla dankenswerterweise transkribiert, also in eine heute gut lesbare Fassung gebracht. Die damals 14-jährige Elisabeth beschreibt detailreich und mit viel Empathie die fünftägige Schulwanderung von Ruhla über den Inselsberg nach Gräfenhain, Luisenthal, Oberhof, Stützerbach, Ilmenau, Paulinzella, Schwarzatal, Katzhütte, Großbreitenbach und zurück per Bahn nach Ruhla. Das Zeitbild von 1912 ist einfach lesenswert und könnte manchen dazu verleiten, die Reise nachzuvollziehen. Einige Gäste der Veranstaltung haben diese Anregung zumindest teilweise schon aufgegriffen und sich damit vielfältige Eindrücke von bisher unbekannten Highlights der doch näheren Umgebung verschaffen können.

Schulwanderungen wurden zu „Kaiserszeiten“ und vor dem 1. Weltkrieg zum Abschluss der 7. sowie 8. Klasse jährlich durch die Ruhlaer Schule durchgeführt. Bemerkenswert ist, dass die etwa 14-jährigen Mädchen damals ohne Funktionsbekleidung und heute gewohnten Komfort täglich im Schnitt 30 km gewandert sind, dazu eine reine Wanderzeit (ohne Pausen gerechnet) von 8,5 Stunden benötigt und 650 Höhenmeter Auf- und Abstieg bewältigt haben. Sind Sie neugierig geworden? Wer schafft das heute noch? Regt das nicht zum Nachmachen an?

Dank des Einverständnisses der Eigentümer wurde das Reisetagebuch der Elisabeth Thiel als Heft gestaltet und liegt nun gedruckt vor. Wer Interesse hat, die Schulreise von 1912 nachzuvollziehen, kann dieses Heft zu einem kleinen, angemessenen Preis erwerben und wird im Ruhlaer Museum oder in der Touristinformation fündig.

Also, das Reisetagebuch lädt interessierte Heimatfreunde zu einer Wanderung auf den Spuren von Elisabeth Thiel von Ruhla nach Großbreitenbach ein! Schön wäre es, wenn Sie uns dann von Ihren Wandereindrücken berichten würden! Auch Teiletappen sind es wert, nachvollzogen zu werden. Ich bin gespannt auf Ihre Berichte.

Ihr Dr. Gerald Slotosch, 1. Vorsitzender Arche Nova Ruhla e. V.

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